Distanz ist doof

Heute möchte ich mich mal dem Thema Distanz widmen. Wie war das eigentlich? Hände schütteln, Umarmungen, ein anerkennendes auf die Schultern klopfen, Küßchen auf die Wange. Heute erscheint dies alles soweit weg, so unvorstellbar, dass wir manchmal vergessen zu haben, dass es das alles mal gegeben hat und niemand hat Anstoß daran genommen. Diese Abstandsregeln sind mittlerweile so in den Köpfen drin.

 

War es vielleicht zu Anfang der Pandemie noch lustig Ersatzrituale für die Begrüßung zu finden, indem man Ellenbogen oder Füße zusammenschlägt oder sich mit einer Pantomime-Begrüßung begnügt, trauen sich mittlerweile viele Menschen heute nicht mal mehr dies. Und lustig ist es auch schon lange nicht mehr. Heute schrecken wir vor jeder Berührung zurück, obwohl es gerade das wäre, was wir jetzt brauchen, um Trost zu spenden, um uns gegenseitig beizustehen, um zu zeigen: "Wir sind nicht allein". Soziale Nähe ist immer auch verbunden mit Berührungen, weil es Geborgenheit, Schutz, Sympathie und Unterstützung bedeutet.

 

Manchmal wäre ich gern wie unser kleiner Hund. Der darf weiterhin andere Hunde beschnuppern, anspringen und anstupsen. Während wir die Besitzer an meterlangen Hundeleinen uns schreiend darüber austauschen, wie es uns so geht.

 

Auch mit den Nachbarn schreie ich mir mit viel Abstand die neuesten Neuigkeiten zu, wo wir doch früher gemütlich beieinander am Zaun lehnten. Aber immerhin. Vielleicht sollte ich darüber schon glücklich sein. Wie geht es denen, die nicht zu ihren kranken Angehörigen können, ihre Großeltern nicht im Heim besuchen können, ihre Liebsten nicht besuchen, weil Landesgrenzen reisen verbieten.

 

Ich habe meinen Partner und meine drei Kinder und mit ihnen zu kuscheln kann mir niemand nehmen und trotzdem habe ich das Gefühl, das mir etwas fehlt. Ich bin einfach traurig über diese Entwicklung.

 

Wie geht es euch? Wie seht ihr das? Erzählt doch mal!

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